2007 gründete ich den Hörbuchverlag „Libroletto“. Die Idee dazu entwickelte sich während meiner Zeit als freie Lektorin, in der ich oft nach Italien zu Buchmessen reiste (das tue ich auch heute noch).

Da, wie ich schnell feststellen konnte, auf dem italienischen Buchmarkt das Hörbuch noch nicht sehr verbreitet ist, kam mir die Idee zur Gründung eines Verlages, in dem ich zunächst vier Hörbücher in italienischer Sprache herausbrachte. Dies ist der Grund dafür, dass der Verlag einen italienischen Namen erhielt (libro=das Buch; letto=gelesen). Den Namen erfand ich, das Logo gestaltete eine befreundete Kunstpädagogin; sie entwarf auch das Cover für das Hörbuch „La bella svenuta“.

Da mein Interesse jedoch über den italienischen Markt hinausgeht, produzierte ich im Jahr 2008 erstmals ein Hörbuch in deutscher Sprache. Es handelt sich um „Erzählungen aus dem Orient“, eine Sammlung mit sechs Texten von Schriftstellerinnen und Schriftstellern u. a. aus Palästina, Libanon und Marokko. In ihnen wird auf anschauliche Weise vom Leben und den gesellschaftspolitischen Hintergründen der einzelnen Länder berichtet. Ein weiteres Hörbuch enthält Texte von Autoren aus Ostdeutschland und Osteuropa. Gesprochen wurden diese zwei Hörbücher von Ria Raphael, Moderatorin beim Hessischen Rundfunk. Obwohl der deutsche Hörbuchmarkt bereits weiter entwickelt ist und ein größeres Angebot aufweist als der italienische, fehlt es auch hier an Produktionen, die sich mit anspruchsvoller Literatur jenseits des Mainstreams befassen. Diese Lücke möchte ich mit meinem Verlag füllen helfen.

Es ist daher beabsichtigt, auch zukünftig Erzählungen aus anderen Kulturkreisen als Hörbuch zu produzieren, um sie dem deutschsprachigen Publikum näher zu bringen, Vorurteile abzubauen und eine größere Toleranz gegenüber dem Fremden zu fördern.
Ein weiteres Hörbuch erschien zur Frankfurter Buchmesse 2009: „Grüß mir den Brecht“. Es handelt sich um die Biografie Margarete Steffins, einer Mitarbeiterin Bertolt Brechts. Diese Biografie beschreibt den Lebensweg einer Frau, die aus einer Arbeiterfamilie kam und für Brecht „eine große Person“ und „eine Lehrerin“ war. Sprecherin ist Gina Pietsch, Sängerin, Schauspielerin und Brecht-Interpretin.

Ich sehe diese Produktionen als Wegweiser für den Schwerpunkt meines zukünftigen Programms im deutschsprachigen Raum: Zum einen Literatur aus anderen Kulturkreisen, zum anderen Literatur, die das Leben von außergewöhnlichen Menschen in den Mittelpunkt stellt.

Victoria Knopp